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Ein Einstiegsmotiv: Angst

Kathrin Grobelnik über ihren Weg zur Kampfkunst Wing Tzun.

Sport war immer wichtig für mich. Aber mit der Kampfkunst habe ich zunächst nicht begonnen, weil mich die Sportart als solche fasziniert hätte, sondern: aus Angst. Angst ist ein schlechter Ratgeber, heißt es. Wenn sie einen überfällt - manchmal im wörtlichen Sinn - schränkt sie ein, blockiert, verändert alles und nimmt einen gefangen.

Ich war 17, Lehrling in der Ausbildung und wurde nachts im Lehrlingswohnheim im Schlaf überfallen und geschlagen. Die schweren Verletzungen fügte mir in der Dunkelheit ein fremder Mann zu. Jemand, den ich nicht kannte, der mich nicht kannte und zu dem es niemals überhaupt Kontakt gegeben hatte. Bis heute sind seine Motive für den brutalen Überfall rätselhaft. Ein Schmerz riss mich aus dem Schlaf, den ich nicht wiedergeben kann. Blut, mein Blut, lief mir übers Gesicht. Es braucht einen Moment, bis einem klar wird, was eigentlich vorgeht. Als ich begriff, dass ich noch lebe, begann ich zu schreien und bekam Hilfe. 

Die Wunden wurden genäht und heilten, der Täter zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Die Dinge kamen wieder in Ordnung, schien es. Nicht für mich. Die alltäglichsten Vorgänge - sich allein in einem Zimmer aufhalten, allein in der Dunkelheit auf der Straße gehen - verlangten plötzlich enorme Anstrengung. Bis dahin hatte ich in der naiven Vorstellung gelebt, dass mir nichts Bedrohliches geschehen könne, denn schließlich: ich bedrohe ja auch niemanden. Jetzt begriff ich, dass es da keinen logischen Zusammenhang braucht. Jeder kann bedroht werden, jeder kann verletzt werden, ganz gleich, ob er provoziert oder eben nicht. Der Gedanke: "So etwas kann dir jederzeit und überall wieder passieren" machte sich breit in meinem Kopf und schränkte mich ein. Denn was rational nicht fassbar ist, kann auch nicht rational bewältigt werden. Ich hatte die Wahl, mich künftig zu verkriechen, allem und jedem zu misstrauen, meine Lebensfreude zu vermindern, oder mich aus diesem Angstloch heraus zu katapultieren. Erst mal ganz pragmatisch: lernen, sich zu verteidigen. Das war mein ganz persönlicher Einstieg in eine faszinierende Sportart, die viel mehr leistet, als Selbstverteidigung zu trainieren. Aber zunächst probierte ich es mit Judo, denn in der DDR gab es wenig Auswahlmöglichkeiten im Kampfsportsektor. Im Judotraining übte ich größtenteils mit wesentlich größeren und schwereren Trainingspartnern und sah wenig Chancen, mich durchzusetzen; trotzdem hat mir das Training Spaß gemacht und mich gefordert.

Ein guter Freund hatte inzwischen Wing Tzun für sich entdeckt, eine Kampfkunst, von der er euphorisch schwärmte und die sehr effektiv sein sollte. Also genau das Richtige für mich. Außerdem war ich während meiner Studienzeit ein begeisterter Bruce Lee Fan und Bruce hatte bekanntlich ebenfalls Wing Tzun erlernt... 1991 trainierte ich also in der ersten Wing Tzun-Schule Leipzigs zum ersten Mal die effektiven Bewegungen, direkt "in den Gegner hinein". Das sah einfach aus, hatte es aber in sich. Aber ziemlich schnell begriff ich: Wing Tzun ist sehr wirkungsvoll, egal, wie groß oder körperlich überlegen Dein Gegner Dir scheinbar ist. Kampfkunst - unter diesem Begriff verbirgt sich ja mehr, als eine sportliche Sensation. Kunst kommt von Können und hier meint es, neben der physischen (Selbst)-Beherrschung vor allem den Einsatz von Logik und Strategie bereits VOR dem eigentlichen Kampf. Wer schwächer ist, muss also nicht zwingend als Verlierer aus einem Kampf hervorgehen. Anders als in den klassischen Kampfsportdomänen eröffnet die spezielle Methodik also auch Frauen gute Chancen, in einem Kampf trotz möglicher physischer Unterlegenheit nicht nur reale Mittel der Gegenwehr zu besitzen, sondern zu siegen. Denn Wing Tzun basiert auf den Regeln der Physiologie und der Psychologie. Die physikalischen Hebel- und Kraftgesetze beispielsweise spielen eine Rolle, aber auch die chinesische Philosophie, vor allem der Taoismus. Yin und Yang sind hier ebenso von Bedeutung, wie etwa die mathematische Disziplin Geometrie. Diese unterschiedlichen Wurzeln und ihre gekonnte Ausnutzung physiologischer und psychologischer Aspekte vervielfachen die Wirkung dieser Sportart. Wer Wing Tzun trainiert, stärkt neben seiner Physis auch seine Psyche. Kraft, Schnelligkeit, Körperbeherrschung nehmen zu. Und was die psychischen Erfahrungen angeht, kann ich für mich sagen, dass der Sport mein Selbstbewusstsein massiv stärkt und mir ermöglicht hat, meine Ängste zu überwinden. Die gewonnene Courage lässt mich generell offensiver und im besten Sinne offener agieren. Persönlich hat sich auch mein Umgang mit Konflikten verändert: ich bin mutiger geworden und gehe Probleme klar und direkt an. "Direkt in den Gegner hinein"... Auseinandersetzungen jeglicher Art schrecken mich nicht. Und was vor ein paar Jahren undenkbar schien, kann ich jetzt wieder für mich empfinden: Ich habe keine Angst mehr. Als Ausbilderin habe ich festgestellt, dass gleiche und ähnliche Erfahrungen im Laufe des systematischen Trainings jeder Wing Tzun Schüler macht. Diese ganzheitliche Kampfkunst packt einen und verlangt einem körperlich und geistig einigen Einsatz ab, gibt aber sehr viel mehr zurück.

Ein Interview von Anne Loch. 

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